Wer alleine als Frau reisen will, muss sich oft einiges anhören. Und hat auch mit eigenen Zweifeln zu kämpfen. Hier meine Einschätzung und meine Sicherheitstipps. „Hast du gar keine Angst, alleine zu verreisen? Das ist doch sicher gefährlich!“ So klangen Menschen vor, während und auch noch lange nach meiner Weltreise. Immer wieder. Als wäre alleine reisen als Frau das Irrsinnigste überhaupt.
„Ja, das ist sogar ziemlich sicher gefährlich. Aber das ganze Leben ist gefährlich und endet oft sogar mit dem Tod!“, lautet meine lakonische Standardantwort. Und meine Weltreise gehört zu den grandiosesten, bereicherndsten Erfahrungen meines bisherigen Lebens.

Aber jetzt mal ernsthaft. Natürlich ist so ein Trip kein sonniger Spaziergang im Park. Aber es ist alles machbar. Mein Sicherheitsplan fürs alleine reisen als Frau fußt auf vier Säulen:
- Information
- gesunder Menschenverstand/ Vernunft
- Bauchgefühl
- Glück
Hier mein Plan zum alleine reisen als Frau:
Informieren: Bevor ich einen Ort bereise, lese ich. Und zwar gründlich. Das Auswärtige Amt hat aktuelle Sicherheitsinformationen, die einen guten Überblick darüber geben, was man tun und lieber lassen sollte.
Vor Ort frage ich zusätzlich auch immer die Leute, die dort leben, nach ihrer persönlichen Einschätzung. Sie kennen sich schließlich am besten aus.
Klug sein: Außerdem benehme ich mich nicht wie eine Vollidiotin. Also, meistens nicht. Ich renne nicht rotzevoll und schmuckbehängt wie ein Weihnachtsbaum mit einem iPhone wedelnd durch das Amüsierviertel Rios oder nehme Bargeld und Kreditkarte mit an den Strand – habe ich bei anderen erlebt, hat nicht gut geendet.
Ich mäandere nicht nach Einbruch der Dunkelheit allein durch die Straßen Kapstadts. Die dem zugrunde liegenden gesellschaftlichen Probleme und sozialen Ungerechtigkeiten kann und muss man definitiv diskutieren – allerdings an anderer Stelle.
Das hier ist übrigens der Rucksack, mit dem ich unterwegs war – und den ich auch fast zehn Jahre später noch regelmäßig nutze:
Instinkt: Und wenn ich ein ungutes Gefühl habe, höre ich darauf. Uneingeschränkt. Das Bauchgefühl ist im Grunde die Reaktion auf blitzschnellen Zugriff auf sehr viele unterschiedliche, tief hinten abgespeicherte Erfahrungswerte.
Einmal war ich mit einer Gruppe von Leuten nachts in Rio de Janeiro unterwegs und ging vorneweg. Wir kamen an eine Kreuzung in Ipanema, auf einmal wurde mir unerklärlicherweise flau im Bauch, die Härchen an meinen Armen richteten sich auf. Ich entschied mich für einen Umweg und kommunizierte das auch: „Leute, es klingt verrückt, aber bei dem Weg da vorn ist mir nicht wohl.“ Und das war dann auch für alle okay.
Glück: Letztlich hatte ich bisher auch schlicht viel Glück beim alleine reisen als Frau, für das ich sehr, sehr dankbar bin. Oder wie es die amerikanische Autorin Kristin Newman, die u.a. schon allein nach Südamerika, Israel und Island gereist ist, in diesem Artikel formuliert:
„I feel so safe everywhere I go now because I trust my instincts and because I think being able to maneuver all those places is such a powerful thing to give yourself as a woman.“
Den ersten (und bisher zum Glück einzigen) Handtaschenraub habe ich übrigens in der U-Bahn in Berlin Friedrichshain beobachtet. Tja.
Langeweile? Haha.
„Und, ist das denn gar nicht langweilig so alleine?“, so lautet dann oft die zweite Frage, wenn Leute von meiner Weltreise oder meinem Interesse am Alleinreisen hören.
Nein, antworte ich dann immer. Ganz im Gegenteil. Ich kann wunderbar mit mir alleine sein und genieße das sehr.
Pizza oder Sushi, bleiben oder weiter, Ausflug oder Strand? Ich mag mich und muss mich nicht absprechen, ich will spontan entscheiden können. Morgens aufwachen und dann leben. Ich möchte neue Freundschaften schließen oder mich einigeln, wie es mir beliebt. Absolute, uneingeschränkte Freiheit.
Klar kann es auch schön sein, besondere Erlebnisse mit jemandem zu teilen. Aber andere Menschen – Mitreisende – würden meine Freiheit einschränken. Und ich könnte mich weniger auf die Sinneserfahrungen konzentrieren. Am besten entdecke ich Städte zum Beispiel, indem ich sie mir „erlaufe“ und mich vollkommen in allem verliere, was ich sehe.
Ehrlich gesagt kann mir nur noch schwer vorstellen, jemals wieder in Begleitung zu reisen. Urlaub machen vielleicht schon, aber so richtig reisen? Nee.
Und vielleicht ist DAS das eigentlich Gefährliche am alleine reisen als Frau.
Hier seht ihr ein kleines Video zu meiner Weltreise:
PS: Ich bin freie Journalistin, Autorin und Studierende und das Betreiben dieses Blögchens kostet – genau wie alles andere im Leben – ein wenig Geld. Wer also mag, kann hier via Paypal ein bisschen Trink-, äh, Schreibgeld dalassen. Dankeschön! <3
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Ich reise seit Jahrzehnten üebrwiegend alleine. Die üblichen Fragen höre ich auch oft. Aber Freunde und Verwandte haben sich an meinen Reisestil gewöhnt. Und ehrlich: Ja, alleine reisen ist mutig! Mut bedeutet, adss man seine Angst überwindet. Und ja! Alleine reisen macht zunächst Angst, schlimme Angst! Wenn ich da an meine erste China-Reise 1987 denke, alleine, als Frau, mit dem Rucksack: Ich habe fürchterliche Angst gehabt. Aber ich bin trotzdem gereist. Ich stehe dazu: Ich habe Angst (jetzt nicht mehr so sehr) vor dem Alleine reisen, und ich bin mutig, weil mich diese Angst nicht von dem Reisen abhält.
Natürlich kann es gefährlich sein, in fremden Ländern und Städten unterwegs zu sein. Aber man kann sich das Risiko minimieren. Ich habe viel darüber auf meinem Blog geschrieben.
Alleine zu reisen hat seinen Anreiz, natürlich. Aber ab und zu ist es so schön, die Erlebnisse mit jemandem zu teilen!
Irgendwie ist mir dieses Bedürfnis abhanden gekommen. 🙂
Das kann natürlich auch vorkommen. 🙂
Genau so sehe ich das auch. Man sollte sich halt vorher entscheiden, was man will – lehrreiche, fordernde Reise oder entspannenden Urlaub, Freiheit allein oder gemeinsame Erlebnisse.
„Schatz, wir gehen auf eine lehrreiche, fordernde Reise!“ Da musste ich grinsen. Wer sagt denn so etwas?
Das macht man natürlich lieber allein. Und zu zweit wegfliegen muss ja nicht immer mit dem SO sein. 😉
Es liest sich immer so einfach und doch hadere ich mit mir diesen Schritt mal zu wagen.
Allerdings bin ich es auch Leid auf andere warten zu müssen, oder sich abzusprechen. Wahrscheinlich muss ich es einfach mal tun. Ich kann ja klein anfangen, mit einem Städtetrip… Im Ausland wohlgemerkt.
Ich bin zunächst allein nach Korfu und dann allein nach Gomera gereist. Das war eine gute Vorbereitung.
Ich habe auch klein angefangen und bin erst mal eine Woche allein nach Korfu, danach noch mal 10 Tage allein nach Gomera. Und dann wusste ich: Ich kann das.
Liebe Jessica,
da kann ich dir aus vollstem Herzen und mit gutem Bauchgefühl zustimmen.
Meine Reisen habe ich bisher immer alleine gemacht und werde es auch weiterhin tun. Denn diese Art des Reisens – begleitet vom dem größten Freiheitsgefühl – ist für mich einfach die Schönste! In diesem Sinne weiter so 🙂
Sonnige Grüße,
Belinda
WORD! Das kann ich 100%-ig sofort so unterschreiben!
Ein sehr gelungener Artikel. Ich habe zwar noch nie eine Fernreise ganz allein gemacht, aber bin immer wieder gern allein in europäischen Großstädten unterwegs. Und auch ich genieße es dabei bewußt allein zu sein.
Gerade beim Fotografieren nörgelt keiner, ob wir denn nicht endlich mal weiter könnten. Wenn es mir in einem Café besonders gut gefällt, bleib ich einfach mal länger sitzen und genieße es!
Lediglich Abends fehlt mir manchmal jemand, mit dem man weggehen kann, wenn man gerade Lust dazu hat. Liegt aber auch sicherlich daran, dass ich bisher nie in Hostels übernachtet habe.
Beim Fotografieren geht es mir genauso. Die Erfahrung als solche ist einfach intensiver, weil man nicht so abgelenkt ist. Und ja, in Hostels zu übernachten, hilft ungemein beim Kontakte knüpfen.
Stimmt! In Hostels findet man, wenn man will, immer Gesellschaft. 🙂