Über zwölf Monate ist es jetzt her, dass ich mich nach Glasgow aufgemacht habe. Und dieses Jahr in Schottland ist so schnell vorübergezogen wie hier sonst nur Sonnenschein und Regen.

Daher hier eine kleine Bestandsaufnahme:

Ich bin in diesem Jahr in Schottland viermal arg spontan und unfreiwillig umgezogen und habe gepackt, geschleppt und geflucht.

In diesem einen Jahr habe ich mehr Muscheln und Fisch gegessen, als in meinem ganzen bisherigen Leben zusammen. Meistens frittiert oder überbacken, aber irgendwas ist ja immer.

Ich lag eine Woche lang weinend im Bett und konnte nichts, weil mir Omi und Opi manchmal noch immer so fehlen. Ich bin soeben eine Woche lachend mit Anna durch Schottland gezogen und konnte alles, weil in meinem Herzen trotz allem noch immer ein unverwüstliches Stückchen Glück wohnt – und ich ganz eindeutig tolle und lustige Menschen kenne.

Ich habe mich so oft bei unzähligen Busfahrern bedankt, dass es mir inzwischen komisch vorkäme, wortlos ein- und auszusteigen. Das Leben ist mit Höflichkeit und Freundlichkeit so viel angenehmer für alle Beteiligten.

Das Jahr in Schottland war … wild

Ich habe einmal Karaoke gesungen, einmal geknutscht, dreieinhalb mal getwerkt, einmal Ceilidh in Sloan’s getanzt und einmal auf der Straße. Das war schön.

Ich habe fünf Essays und zwei Abschlussprüfungen geschrieben und bin an der Uni angenommen worden. Huzzah!

[Nach Schottland auswandern – so fühlt es sich an, den Traum zu leben]

Ich habe selbstverständlich ordentlich Whisky getrunken und gelernt, dass schnöder Schnaps wirklich sehr teuer ist und man bei Runden daher besser Bier bestellt. Hat mir meine Kreditkarte geraten.

Fünfmal hatte ich zauberhaften Besuch aus Deutschland und jedes Mal eine fantastische Zeit, weil es mich so glücklich macht, lieb gewonnenen Menschen dieses wunderschöne Land und diese gastfreundliche Stadt zu zeigen.

Ich bin beim Aussteigen aus dem Black Cab geplumpst und habe noch im Aufstehen einer umstehenden Dame Reisetipps für Hamburg gegeben. Dafür habe ich gelernt, wie man im Bus die schmale Treppe geschickt hoch und runter kommt ohne sich fahrweisenbedingt die Schneidezähne auszuschlagen.

[Lies auch: Warum zur Hölle ausgerechnet Schottland?]

Nach einem Jahr in Schottland verstehe ich den hiesigen Akzent! Also großteils. An guten Tagen. Wenn man sehr langsam mit mir spricht und die Lippen dabei stark bewegt. Aber immerhin.

Ich habe eine kranke Nachbarin und ihre verzweifelte Tochter getröstet, so gut ich konnte.

Ich habe Ausflüge an unbeschreibliche, seelenberührende Orte gemacht – nach Glencoe, Edinburgh, Midhope Castle (aka Lallybroch in Outlander), Cupar, Oban und Iona; ich war in der Rosslyn Chapel, in Inveraray und im Kilchurn Castle und an den „bonnie banks“ des Loch Lomond. Burgen, Seen, Schluchten – wen die wilden schottische Landschaften kalt lassen, der hat eindeutig ein Herz aus Waschbeton.

Ich habe jede Menge Artikel geschrieben und sogar eine neue Buch-Idee in Planung. Jaja.

Ich habe gelernt, dass Verzeihen heilsam ist, Mut sich immer noch immer lohnt und Familie nicht viel mit Biologie zu tun hat.

Ich habe in einem Jahr in Schottland mit vielen Fremden geplauscht und getanzt. Ich habe neue Freunde gefunden, dazu Zuversicht. Hoffnung. Und ein Zuhause.


In meinem kleinen Ratgeber Nach Schottland Auswandern steht alles, was ich bisher über mein neues Heimatland gelernt habe:

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