15 Mrz

Sturm in der Seele in Buenos Aires

Es regnet an vier Stellen ins Zimmer. Donner lässt die kleine Fensterscheibe klirren. Ich liege in meinem schmalen Bett und wundere mich, dass Buenos Aires im Spätsommer zu so dramatischen Unwettern fähig ist. Seit Ende Februar wohne ich im Stadtteil San Telmo, nach Monaten mit rumorenden, schnarchenden Mitreisenden in Hostels endlich allein.  Weiterlesen…

05 Mrz

Ein Flirt beim Dessert in Salvador

Hätte ich meinen Nachtisch gegessen – womöglich wäre alles nie passiert. An meinem letzten Abend in Salvador da Bahia schleppe ich mich allein ins billige, halb leere Kilo-Restaurant „Cantina da Lua“ am Praça Terreiro de Jesus. Den langsamen Rhythmus der Latin-Band nachahmend, stochere ich lustlos in dreierlei Desserts. Viel zu künstlich.  Weiterlesen…

03 Mrz

Mein Rhythmus beim Karneval in Rio

„Beijam! Beijam! Beijam!“ Die Menge um uns johlt im Takt. Der Mann im Minnie-Mouse-Kostüm hält mein Handgelenk, führt meine Finger an seine nackte Sportlerbrust und sieht mich flehend an. Zungenküssen soll ich ihn, sonst schmerzt sein Herz. Ich kenne das Spiel, ich spiele nicht zum ersten Mal mit. Karneval in Rio. Weiterlesen…

05 Feb

Die Kinder von Rocinha

„Wieso spricht die kein Portugiesisch?“ Der 10-Jährige mit dem Fake-Brilli im Ohr verschränkt die Arme und glotzt zur Betreuerin neben mir. „Die“, das bin ich und ich spreche in der Tat kein Portugiesisch, wohl aber Spanisch und ich habe gerade genug verstanden, um einen Anflug inneren Trotzes zu spüren. Hier in der Favela Rocinha. Weiterlesen…

12 Jan

Seitenwechsel in Rio de Janeiro

Ich weiß nicht mehr, wann ich das letzte Mal einen Mann so fest umklammert habe. Meine Arme sind fast taub. Ich kauere auf dem Rücksitz eines klapprigen Mofa, „Mototaxi“ heißt das hier. Die bringen einen in den Favelas in Rio für 2 Reals den Berg hoch. Der Helm auf meinem Kopf lässt sich nicht schließen, zu groß ist er auch, und rutscht bei jeder größeren Unebenheit weiter Richtung Nacken.  Weiterlesen…

07 Jan

Rio de Janeiro macht glücklich

Wenn wir jetzt abstürzen, ist es meine Schuld. Obwohl wir uns im Landeanflug befinden, ist eines meiner „electronic devices“ mutwillig eingeschaltet. Mein iPhone, ich muss ein bestimmtes Lied auf Repeat hören: „Agua de Beber“. Die Melodie pulst im Ohr, der Ausblick flauscht im Bauch: Die Sonne ist grad aufgegangen, schwarzgrüne, scharfkantig aufragende Bergkämme zerschneiden pastelldunstige Wolkenschleier. Mein Zeigefinger malt ein unsichtbares Herz auf das Bullauge. Ich lande nicht irgendwo, ich lande in Rio de Janeiro. In der besonderen Stadt. Weiterlesen…

27 Dez

So funktioniert das Leben in Kuba

„No hay regalos en Cuba.“ In Kuba gibt es keine Geschenke. Der Taxifahrer zuckt mit den Schultern, ein Klümpchen Asche fällt von seiner illegalen Cohiba auf den aufgeplatzten Ledersitz des 1955er Buick Roadmaster. Für die Fahrt von der Altstadt Havannas ins Hotel Nacional hatten wir sechs CUC (Cuban Convertible Peso) vereinbart. Jetzt will er acht – weil er einen Umweg gefahren ist.  Weiterlesen…

10 Dez

Fühlen am Strand von Tulum in Mexiko

Ich überquere Straße barfuß, die Schuhe in meiner Hand, Marianos Stimme in meinem Ohr. Als ich ihm nach dem Essen mein Schreibfeder-Tattoo am Arm zeigte, sagte er verschwörerisch: „Ach, du bist eine von uns!“ Er ist Mexikaner, Kellner und Autor und er hat mich erkannt; es ist, als gehöre ich schon ewig einem Geheimbund an und hätte es eben erst entdeckt. Hier in Tulum in Mexiko. Weiterlesen…

30 Nov

Musik ist überall in New Orleans

Sie fliehen vor der Musik. Der weißhaarige Klarinettist, ein Cousin Gandalfs in Lederjacke, kichert vorm Café Beignet dem davoneilenden Pärchen hinterher. „Einwohner. Sie haben manchmal einfach die Schnauze voll von der ganzen Musik und rennen weg.“ Kann mir nicht passieren. Wegen Jazz und Swing und Blues und so bin ich doch in New Orleans.  Weiterlesen…

18 Nov

Meine Affäre mit New York City

Es war von Anfang an klar, dass das mit uns keine Zukunft haben würde. Ich sitze auf meinem Hostelfeldbett und drücke meinen Rücken an die warme Backsteinmauer. Meine letzte Nacht mit New York City. Kratzige Filzdecke statt Satin. Wir hatten eine atemlose Affäre, die Stadt und ich. Erschöpfend. Fordernd. „Alle wirklich guten Dinge sind anstrengend, weil sie leidenschaftlich sind“, hat mal jemand zu mir gesagt. Genauso ist New York City.  Weiterlesen…

12 Nov

In Brooklyn schlafe ich in einer Kommune

„Hi, ich bin Lucy! Hast du Hunger?“ Sie steht in der WG in Brooklyn vor dem Gasherd und rührt in einem großen Topf. Als sie sich halb zu mir umdreht, fällt mir – gleich nach ihrem britischen Akzent – ihr abgebrochener linker Schneidezahn auf. Lucy sieht mit Stupsnase und zotteligen Zöpfen aus wie Pippi Langstrumpf nach einer Kneipenschlägerei. Ich bin sofort verliebt.  Weiterlesen…