Jägermeister ist nie eine gute Idee, Kapitalismus wird uns alle umbringen und andere Dinge, die ich in 44 Jahren im (und vom) Leben gelernt habe.
Puh, 44. Das sind schon ganz schön viele Jahre, mit Glück etwa die Hälfte. Klar, dass die Jahrzehnte nicht spurlos an mir vorüberziehen. Und damit meine ich nicht graue Haare, sondern eher so das Erlebte und Gelernte. Also!
Was ich im Leben gelernt habe:
1. Das Leben findet in diesem Augenblick statt. Nicht damals oder nächste Woche. Jetzt.
2. Bitterkeit macht das Herz schwer und die einzige Person, die das spürt, bist du. Warum kostbare Lebenszeit mit unnötigem Groll vergeuden?
3. Manchmal ist Groll allerdings sehr nötig. Wut tut gut. Vorübergehend.
4. Trenn dich. Von Gegen- und Umständen, Gewohnheiten und Menschen, die dir nicht guttun.
5. Es ist kein Zeichen von Schwäche, Schwäche zuzugeben. Im Gegenteil.
6. Nur, weil man ein, zwei Bücher geschrieben und veröffentlicht hat, wächst einem noch lange kein Cottage in Cornwall. Schade eigentlich.
7. Jägermeister ist nie eine gute Idee. Und wenn du soweit bist, Jägermeister zu bestellen, hast du den Punkt erreicht, an dem du ihn auf keinen Fall bestellen solltest. Teuflisch.
8. Liebe überwindet gar nicht alles. Manche Menschen ruinieren absichtlich ihr Leben und du kannst absolut nichts dagegen tun.
9. Niemals in einer Karaokebar die Handtasche liegen lassen, wenn du singen gehst. Auch nicht, wenn deine Freund*innen daneben sitzen.
10. Die Polizei muss dich nach einem Handtaschendiebstahl gar nicht nach Hause fahren, wenn du beschwipst auf der Wache stehst und erklärst, dass das ja viel schneller ginge.
11. Schutzengel existieren. Wie sonst lässt sich ein unfallfreier Tanz auf der Theke unter dem Kronleuchter nach dem Genuss von Wodka erklären?
12. Das Patriarchat wird uns alle umbringen (-> Vgl. Krieg, Klimakrise, Pandemie, Gewalt gegen Frauen)
13. Es ist okay, einen Job vor allem fürs Geld zu machen. Beruf kommt gar nicht immer von Berufung; diese Vorstellung sorgt nur für anstrengenden Erfüllungsdruck. Arbeit ist Arbeit.
14. Im Journalismus verdient man kein Geld. (Das sorgt dafür, dass vor allem privilegierte Menschen so einen Job lernen und ergreifen können. Menschen, deren Eltern nicht wohlhabend sind, können sich unbezahlte Praktika, Hospitanzen etc. schlicht nicht leisten. Und deshalb sind Redaktionen oft wenig divers.)
15. Rassismus ist überall und „Ich sehe keine Farben, ich sehe nur Menschen“ heißt, die Augen vor dem Leid und den sehr realen Problemen von Rassismus betroffener Menschen zu verschließen.
16. Man ist im Laufe seines Lebens mehrere Menschen und nicht alle davon sind cool, klug, nett und okay. Manchmal ist man halt ein Arschloch. Wichtig ist die Entwicklung.
17. Leute, die schlecht über andere reden, reden auch schlecht über dich.
18. Echte Freund*innen sind großzügig, verständnis- und liebevoll. Auch und besonders dann, wenn du nicht mehr kannst. Alle anderen sind egozentrische Pfeifen. Schnaps oder Schampus trinken kann man auch mit Fremden.
19. Verzögertes PTSD is real.
20. Das soziale Geschlecht ist ein Konstrukt, es gibt mehr als nur zwei Geschlechter. (-> Vgl. Judith Butler)
21. Es gab sehr wohl viele bedeutende, spannende Frauen in der Geschichte. Es erzählt dir nur niemand davon. Vorbilder könnten ja schließlich inspirieren. (-> Vgl. Gefahr)
22. Beziehungen sind Arbeit, aber nicht nur. Wenn es immer nur fordernd und anstrengend ist, ist es falsch und kann weg.
23. Manchmal sind die Menschen, um die du dir am wenigsten Sorgen machst, weil sie immer alles hinbekommen, die, um die du dir am meisten Sorgen machen solltest.
24. Natur tut gut. Wirklich, wirklich gut.
25. Niemand muss immer optimistisch und optimal sein und alles mit Bravour alleine schaffen. Das möchte nur der Kapitalismus.
26. Nein heißt nein. Sollte klar sein, ist es aber leider noch immer nicht.
27. Forever Alone ist ein absolut und vollumfänglich valider und glorioser Lebensentwurf. Long live the spinster!
28. Du musst dich gar nicht immer selbst supi finden. Aber manchmal wär schon okay.
29. Nur, weil jemand stirbt, ist die Liebe nicht weg – das Gefühl zu lieben und das Gefühl geliebt zu werden bleiben für immer.
30. Blut ist nicht immer dicker als Wasser. Du kannst dir nicht aussuchen, mit wem du verwandt bist – aber du kannst dir aussuchen, wen du Familie nennst.
31. Kapitalismus wird uns alle umbringen. (-> Vgl. unendliches Wachstum auf einem endlichen Planeten; Eliten; Ausbeutung; Faschismus)
32. Mit Essig kann man vieles sauber kriegen, aber nicht alles.
33. Faschismus ist lebensgefährlich und die Menschheit muss sich mit aller Macht dagegen wehren.
34. Um Liebe kämpft man nicht, Liebe ist ein Geschenk.
35. Toxic Positivity – also die Vorstellung, dass man immer und jederzeit positiv denken muss, egal, wie bitter das Leben ist – it’s a thing. Und zwar kein gutes.
36. Grenzen setzen ist sauschwer, aber so wichtig. Und gesund!
37. Manche Sachen überwindet man nicht einfach so. Tod, Trennung, Verlust – all das braucht Zeit und Geduld. Hab Nachsicht mit dir selbst und anderen.
38. Nur, weil jemand hot ist und Interesse zeigt, ist die Person deshalb nicht der*die Richtige.
39. Sei enthusiastisch! Wenn dich etwas begeistert und fasziniert – wirf dich rein und tu’s!
40. Niemand ist verantwortlich dafür, dich glücklich zu machen. (Manchmal nicht mal du selbst. Immer glücklich sein zu müssen ist ein schädlicher Mythos. Sonne – Regen und so.)
41. Love is love. Und jeder Mensch liebt anders. Ist doch super.
42. Es ist keine gute Idee, sich in das Potenzial einer Person zu verlieben – und deshalb nicht genau hinzuschauen, mit was für einem Lauch du’s tatsächlich zu tun hast.
43. Nicht alle Menschen denken so wie du und niemand kann in deinen Kopf gucken – Kommunikation ist alles. Außer mit Faschist*innen, mit denen redet man nicht.
44. „Very little knowledge is dangerous.“ (Dr. Alban)
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PS: Ich bin freie Autorin und Studentin und das Betreiben dieses Blögchens kostet – genau wie alles andere im Leben – ein wenig Geld.Wer also mag, kann hier via BuyMeACoffee ein bisschen Trink-, äh, Schreibgeld dalassen. Dankeschön! <3
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Ich weis gar nicht mehr genau, wie ich deinen Blog gefunden habe. Ich glaube ich habe „wann liebt man jemanden“ gegoogelt.
Das meiste hab ich weggeklickt, auf deinem Blog lese ich nun seit einer Stunde. Und spätestens bei dieser Liste musste ich dir einfach mal danke sagen für deine Geschichten und Gedanken. Die helfen mir gerade sehr.
alles so wahr! jeder dieses Zitate hätte ich mir am liebsten ausgedruckt und übers Bett gehängt, vor allem „man ist verschiedene Menschen in seinem Leben“
Mit dem Alter kommt die Weisheit! <3
hier noch 10 jahre weniger, aber dennoch einige ähnliche findings aus den 3+ lebensjahrzehnten. sehr schön zusammengefasst <3
Dankeschön! <3